In der Tat lügen die Romane: Sie können nicht anders.
Aber dies ist nur ein Teil der Geschichte. Der andere Teil besteht darin,
dass sie mit ihrer Lüge eine eigentümliche Wahrheit ausdrücken,
die nur verborgen
und verdeckt ausgedrückt werden kann, verkleidet als etwas, das sie nicht ist.
Mario Vargas Llosa
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Mein guter Freund Salvatore Ildebrando lebte zunächst
in Südamerika, danach in Deutschland und seit Anfang der achtziger Jahre in Italien.
In der zweiten Häfte der sechziger Jahre stand Salvatore im Zentrum der Frankfurter Studentenszene
und war Freund und Fahrer von Henry Faust. Als die Bewegung in den siebziger Jahren erkaltete und in
militante Politsekten zerfaserte, begann bei Ildebrando ein Umdenken. Am Ende wurde er von
den ehemaligen Genossen, die ihm wegen ein paar Artikeln über die falschen Leute in den falschen Zeitschriften Felonia vorwarfen,
nahezu aus dem Land gejagt. Er floh nach Venedig, blieb aber im Herzen mit dem Land verbunden - durch seine tragisch gescheiterte Liebe zu ihm.
Als Salvatore 2017 im Alter von 78 Jahren in Venedig starb, tauchte in seinem Nachlass
das unveröffentlichtes Manuskript eines Romans auf, von dem er mir nie etwas erzählt
hatte. Da sich keine Erben fanden, nahm ich das umfangreiche Werk an mich und begann
es zu lesen.
Vor mir breitete sich die faszinierende Geschichte einer ganz besonderen deutschen
Familie aus, die in drei Generation drei bemerkenswerte
Persönlichkeiten hervorbrachte: Einen Soldaten und Polizisten, einen Pfarrer und zuletzt eine Musikerin und spätere Politikerin, die im Roman
sogar als eine Weltenlenkerin bezeichnet wird.
Auf der Basis dieser Familiengeschichte entfaltet Salvatore einen ganz eigene
Sicht auf Deutschland und seine Geschichte im zwanzigsten Jahrhunderts. Er hinterfragt
gut gepflegte Mythen und unternimmt einen kühnen Vorstoß zum Kern der deutschen Seele.
Das Ergebnis ist eine außergewönliche Rückschau auf hundert Jahre bekannter und unbekannter Zeitgeschichte sowie einen bitteren Blick
in die Zukunft eines Landes, das seinen inneren Kompass abermals gänzlich verloren hat.
Ohne Salvatores Absichten mit seinem Werk genau zu kennen, wurde mir klar, dass dieser Text gelesen werden will.
Und damit er glesen werden kann, musste er herausgegeben werden und nur ich konnte ihn herausgeben.
Also nahm ich mir viel Zeit und bereitete alles zur Veröffentlichung vor, die nun Schritt für Schritt erfolgt.
Datum: 12.07.2021 / Gerold Keefer
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